Jaja!

Ganz ehrlich: Unser Haus hat ein Scheiß Karma.

Treffen wir einen Nachbar von oben im Hausflur. Erzählt der uns total aufgebracht, er habe unlängst seinen Nachbar über sich angezeigt, wegen Lärmbelästigung. Und überhaupt, das ginge jawohl nicht, dass der immer die ganzen Mülltonnen mit seinem Abfall verstopfe…
Da habe ich ihn ganz entsetzt gefragt, wie er sich dass denn vorstelle, ob der Nachbar seinen Müll vielleicht einfach aus dem Fenster werfen solle… Wer Müll hat muss den wegschmeissen, ich wünschte, das würden mehr Menschen tun. 
Guckt er mich verwirrt an und verbeisst sich in sein Anzeigen-Thema: das ginge ja nicht, dass der andere Nachbar, als die Polizei gekommen sei, einfach schnell die Musik ausgemacht habe und so einer Strafe entgangen sei.
Nee, sag’ ich, das ist ja unverschämt!
Ja! erzürnt sich der Nachbar, und es geht noch weiter: im Gegenzug habe der andere Nachbar ihn nun auch angezeigt. Wegen Lärm. Und er sei erwischt worden!
Nicht zu fassen! sagt mein Freund.
Wie ärgerlich! sage ich.
Jaja! poltert der Nachbar.

Kopfschüttelnd schliessen wir die Tür hinter uns und gucken uns zweifelnd an. 
Der Nachbar ist erst 25, der andere noch jünger. Und es gibt sie wirklich, sie wohnen hier im Haus, im dritten und vierten Stock. 

Hier werden wir nicht alt, sagt mein Freund.
Nein, sage ich, bitte nicht. 
 

Danke, aber nein, danke.

Ich habe gerade eine interessante Anfrage bekommen:

Hi
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let me know if you can do this

Sinngemäß möchte jemand, dass ich ihm Hotelbewertungen fälsche, fünf Dollar pro Stück.
Ich habe dankend abgelehnt.

Ich dachte, dass Thema bezahlte Bewertungen schreiben sei längst aufgeflogen und erledigt, aber scheinbar gibt es noch ein paar unbelehrbare Fälscher, nach denen es sich zu suchen lohnt.
Sehr Schade.


Quote #1

Schwede: "Weißt Du was, ich könnte umsonst arbeiten, wenn die mir ein Überwindungsgeld gäben."

Endlich Warm


Ist das nicht herrlich! Jedes Jahr um diese Zeit wünsche ich mir auch einen Garten mit Kirschen und Erdbeeren und vielen bunten Blumen. Stattdessen haben wir nichtmal einen Balkon.
Und wenn ich aus einem unserer Fenster gucke, sehe ich entweder die Strasse vorne, oder die Hinterhof-Häuser hinten. Und da hat nichtmal jemand eine Pflanze im Fenster..

Dafür haben wir aber einen Supermarkt nebenan und einen Bahnhof eine Strasse weiter. Wir können rund um die Uhr liefern lassen und einkaufen die ganze Nacht. Und es ist nie einsam, hier wohnen so viele Menschen, über die man sich je nach Gusto aufregen oder freuen kann und die einen 24 Stunden nonstop beobachten und im Auge behalten:)

Nicht falsch verstehen, ich bin gerne Städter. Noch. Aber eines Tages hätte ich auch gerne mal einen Garten mit Kirschen. Bis dahin werde ich wohl jedes Jahr um diese Zeit Fotos machen von anderer Leute Bäume..


Poststreik

Frau Rahmann redet nicht mehr mit mir.

Ich bin eine böse Nachbarin. Ich habe zwei Wochen lang ein Paket nicht abgeholt.
Dass ich überhaupt nicht wusste, dass da ein Paket auf mich wartet, spielt dabei keine Rolle.
Dass das Paket strenggenommen auch gar nicht für mich ist, sondern für den Schweden. ist auch egal.

Der Schwede ist seit ein paar Tagen mal wieder auf Dienstreise, und Hund und Katze und ich sind alleine zu Haus.
Wie immer, wenn der Schwede nicht da ist, verschiebe ich meine Arbeitsstunden auf den späten Nachmittag bis in die Nacht. Als Selbstständige kann ich das zum Glück aussuchen und ich bin nunmal eine Nachteule. Vor zwölf bekomme ich keinen vollständigen Satz auf’s Papier, egal, wie viel Kaffee.

Also arbeite ich spät und schlafe auch spät. Mein gutes Recht.
Nun verhält es sich aber so, dass wir im Erdgeschoss wohnen und es sich im laufe der Zeit eingespieltt hat, dass die Postboten, ihre Pakete einfach komplett bei uns abgeladen haben, nach gewisser Zeit sogar ohne überhaupt erst bei besagten Empfängern in höheren Stockwerken zu klingeln. Es kam vor, das Nachbarn völlig bestürzt zu mir runter kamen mit den Worten „Ich habe extra den ganzen Tag zuhause verbracht und auf das Paket gewartet! Und nun finde ich den Zettel im Kasten!“. 

Ich hingegen schreckte mehrmals am Tag hoch, wenn die Klingel ging. Zum einen, wenn die fünf Paketboten kamen (DHL, UPS, DPD, Hermes, FedEx) und all ihren Kram anzuliefern, zum anderen, wenn dann nach und nach die Nachbarn angedröppelt kamen, um ihre Post wieder bei mir abzuholen. Manchmal nach Wochen erst. Und hinzu kamen dann nebenbei noch die Flyer- und Werbeprospektverteiler, Freunde von Nachbarn, die ins Haus wollten, hin- und wieder mal ein Handwerker, sogar Grichtsvollzieher hatte ich schon an der Klingel. 

Eine lange Zeit lang wollte ich nicht der Spielverderber sein und habe alles brav angenommen und mitgemacht. Aber wenn man nachts lange arbeitet, dann ist man morgens sehr müde. Und wenn es sich offensichtlich nach einer Weile rumgesprochen hat, dass man offensichtlich für alle den Concierge spielt, und sogar schon die Pakete auch Nachbarhäusern bei einem untergestellt werden, dann nimmt das ganze irgendwann überhand.

Ich sehe ein, dass Postbote ein verdammt stressiger Job ist und dass es extrem nervt, wenn man ständig treppauf, treppab rennt, wieder keiner da ist, man seine Quote erfüllen soll, aber nicht weiß wohin mit der Post, und dann dafür auch noch mies bezahlt wird. Aber ich sehe nicht ein, warum ich den Job umsonst machen soll, noch dazu, wenn gar nicht erst überprüft wird, ob der Empfänger zu erreichen ist.

Kurzum, nachdem Frau Binder von gegenüber auch noch beschlossen hatte, Sammelbestellungen für Versandhäuser zu organisieren und ich plötzlich vor Weihnachten drei riesen Plasmafernseher im Flur stehen hatte, weil sie der Meinung war, mich ungefragt als sogenannten Wunschnachbar zur Lieferabgabe einzutragen, habe ich den Notstecker gezogen. Will sagen, ich habe die Klingel ausgestellt. 

Von heute auf morgen standen sie da mit ihren Paketen und waren, glaub’ ich, echt sauer. Ein Paketbote (ich sag’ nicht von wem. …die Blauen) hat sogar geklopft, so lange, bis ich aufgemacht habe, weil der Hund sonst verrückt geworden wäre. Ob ich das Paket für Herrn sowieso annehmen könnte, und übrigends, meine Klingel sei kaputt. 
"Meine Klingel ist nicht kaputt, ich erhole mich von einer Nachtschicht", er möchte das Paket doch bitte selber zu Herrn xy bringen, ich bin hier nicht die Annahmestelle und ob er es denn schonmal mit direkter Zustellung versucht habe. Er wünschte mir noch einen schönen Tag, aber es klang nicht besonders herzlich.

Und auch Frau Rahmann von nebenan ist nicht begeistert. Seit ich in den Poststreik getreten bin, klingeln die Boten nämlich bei ihr. Sie hat das Glück vormittags oft ausser Haus zu sein, und ich bilde mir ein, sie geht neuerdings sogar noch häufiger schon in der Früh los, um die Paketflut im ihrem Flur klein zu halten. Aber manchmal erwischen sie sie dann doch. 

Ich bekomme meine Pakete an ein Postfach und an eine Paketbox, da habe ich vorgesorgt. Das ist auch viel praktischer so, da kann ich selber entscheiden, wann ich was holen gehe und muss mich bei keinem bedanken (nicht dass sich jemand bei mir bedankt hätte..). Aber der Schwede hat das ganze eher nur am Rande mitbekommen und vergessen, dass er Bestellungen an die Paketbox schicken soll. Also ist sein Paket prompt bei Frau Rahmann gelandet. Und weil ich davon nichts wusste und auch mit nichts gerechnet habe, habe ich es natürlich auch nicht geholt.

Bis eines Tages, also vorgestern Abend, ein kleiner, bissiger Zettel an meiner Tür hing.
„Bitte bei Rahmann klingeln.“
Ich klingelte und sie öffnete und hatte dieses verschraubte, beleidigte Gesicht, so das ich schon dachte, es wäre irgendwas Schlimmes. Wie sich aber herausstellte, war es nur ein kleines Päckchen von der Größe eines halben Schuhkartons, oder so. 
„Das liegt hier schon zwei Wochen!“ giftete sie bei der Übergabe, und „Ihre Klingel funktioniert nicht und ich habe in ihren Briefkasten geschaut, der ist auch voll!“.

"Das geht sie einen Scheiß an!", habe ich zurückgefaucht, und „gehen sie noch einmal an meinen Briefkasten, dann zeige ich sie an wegen Hausfriedensbruch, oder Verletzung des Datenschutzes oder Postgeheimnisses!“: 
Mehr ist mir in dieser spontanen Rage nicht eingefallen. Ich kann es nicht ab, zur Begrüßung angegiftet zu werden, schon garnicht, wenn ich nicht damit rechne und auch eigentlich nicht schuld bin. Sie hat ein Gesicht gemacht, als wäre sie völlig im Recht, und hat mir dann die Tür vor der Nase geschlossen. Nicht geknallt, geschlossen. Sonst hätte sich noch jemand über den Lärm beschweren können, und das riskiert sie für mich nicht. 

Gestern Abend ist sie mir dann wieder im Treppenhaus begegnet. Wie gesagt, sie redet nicht mehr mit mir. Sie starrt mich nur noch mit verkniffenen Lippen böse an.
Albern dass, so ein Aufwasch wegen einem kleinen Paket. Aber so sind die hier im Haus. Viele alte Leute (sie ist 80), die ausser der direkten Nachbarschaft nicht mehr viel von der Welt sehen. Da wird man seltsam. Vielleicht tut ihr der Austausch mit den Postboten in Zukunft dann ja ganz gut:)
 

Und immer auf's Neue.

Die neue Verkäuferin beim Bäcker so: Was darfs sein?
Der Schwede: Sechs Schrippen, zwei Streuselschnecken und eine Flasche Korn, bitte.
Die Verkäuferin: Korn??
Zu ihrer Kollegin: Hamwa hier auch Korn?
Die Kollegen (kennt den Schwedenscherz schon): Ja, weeste dit nicht?
Schwede so: Steht immer unta’m Tresen.
Die neue Verkäuferin (von unter’m Tresen): Ick find’ hier nüscht. Korn iss heute aus.
Schwede so: Wat? Aus? Gibtet doch nich!
Die neue Verkäuferin so: Ja, leider. Kann ick ihnen wat anderet anbieten?
Schwede so: Nee, lassense ma’, ich muss noch fahr’n.

Ich so: Kannst’et nicht lassen, wa?
Schwede (grinst): Nee, kann ick nich’.


Binder und Kinder

Hillary for President. Ob mit der die Welt ein besserer Ort wird? Na, ich weiß ja nicht. Aber dass sie tiefere Spuren hinterlässt, als ihr zukünftiger Vorgänger, daran zweifle ich keinen Moment. Selbst dessen Frau hat man ja öfter durch die Medien tanzen sehen. Schade eigentlich.

- - - 

Das Wetter wird besser. Eine gute Aussicht auf die nähere Zukunft, eine schlechte aus meinem Fenster. 
Dabei ist es vordergründig ganz hübsch anzusehen, die kleinen grünen Knospen an den Ästen, den jeden Moment dabei sind, in einen frischen Blätterberg zu explodieren. Die kleinen weißen und rosa Blüten an den Sträuchern, die Sonne, die alles so schön leuchten lässt. Die entspannten Gesichter. 

Und dann wandert der Blick auf die andere Strassenseite auf den Spielplatz gegenüber, und die Stimmung verdunkelt sich schlagartig. Dort spielen nämlich keine kleinen Kinder mit ihren Eltern, Babysittern oder Altersgenossen. Nein, nein. Dort residiert Frau Binder mit ihrer Entourage.

Frau Binder wohnt in unserem Haus, in der Wohnung gegenüber. Sie ist vor etwas mehr als einem Jahr eingezogen und schien erst eine richtig nette Person zu sein. Ende 40, alleinerziehend mit ihrer jüngsten Tochter, die anderen Kinder schon erwachsen und aus dem Haus.  

Wir hatten ein bißchen Mitleid mit ihr, weil sie vom Staat leben muss mit ihrer behinderten jüngsten Tochter. Und weil ihr Mann -mit dem sie aber wohl nicht mehr verheiratet war - angeblich krebskrank im Hospiz im sterben liegt. Das ist schon ein furchtbares Schicksal, keine Frage. 

Das alles hat sie uns in mehr oder weniger einem Atemzug bei unserm ersten Besuch in ihrer Küche erzählt. Frau Binder ist nämlich ein „Küchenkind“ und regiert ihr Imperium im Winter von dort. 

Im zweiten Atemzug erfuhren wir dann allerdings, dass sie selber nicht einsieht, mehr als zwei Stunden am Tag zu arbeiten, schließlich hätte sie fünf Kinder gekriegt, und unter Adolf hätte es dafür sogar einen Orden gegeben (!!!).
Außerdem erfuhren wir ungefragt, dass ihr zweitältester Sohn wegen Drogengeschichten, für die er aber nichts kann, im Knast sitzt, ihre zwei anderen Töchter alleinerziehend und eine davon gerade auf Mutter-Kind-Entzugskur ist, ihre Enkelkinder nicht mit Ausländern sprechen dürfen und der Älteste -wow- arbeiten geht! …Aber sich seine Freundin sich deshalb nicht offiziell bei ihm anmelden kann, weil sie sonst keine Bezüge mehr bekommt, oder so, und ob sich einer von denen deshalb vielleicht bei uns wohnhaft melden könnte, nur so als Scheinanschrift, damit der Staat ihnen nicht das Hartz4 wegnimmt. 

Ich so: Auf keinen Fall!

Das hat unser Verhältnis wohl von Anfang an etwas getrübt. 
Nennt mich altmodisch, aber ich zahle Steuern, dass ist mein Beitrag dazu, dass andere staatliche Bezüge erhalten können. Soweit, dass ich mich strafbar mache und meinen Briefkasten vermiete, reicht meine Selbstlosigkeit nicht. 

Nennt mich altmodisch, aber ich möchte in meinem Bekanntenkreis keinen Menschen, der seinen Enkeln oder Kindern oder irgendwem verbietet, mit „Ausländern“ zu reden. 

Und schon garkeinen, der gerne einen 1938er Mutterkreuz gehabt hätte. 

Ganz ehrlich: Ich kotze.

Seither belassen wir es bei einem betont höflichen „Guten Tag“.

Und nun bin ich also arbeitsbedingt ans Haus gefesselt, und Binders Clan (der Knasti ist inzwischen entlassen und darf wieder mitmischen), samt zwielichter Gefolgschaft, besetzt den Spielplatz gegenüber. Das ist kein schöner Anblick.